Der Jahreskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Berlin hatte auch in diesem Jahr wieder einen wichtigen Platz in unserem prallgefüllten Messekalender, schließlich nahm mit der telemedizinischen Betreuung von Menschen mit Typ-2 Diabetes alles seinen Anfang für das DITG. Dem Anlass gerecht werdend reisten wir also in aller Herrgottsfrühe, gut gelaunt und in entsprechender Mann-/Fraustärke von Düsseldorf nach Berlin, um der interessierten Fachöffentlichkeit nicht nur die Services und Produkte von DITG, Medulife und BCS vorzustellen, sondern auch um im Rahmen verschiedenster Symposien, Workshops und Vorträge Einblicke in die Neuerungen und Erkenntnisse aus Industrie und Forschung gewinnen.

Hierbei hatten wir auch die Möglichkeit, einige interessante Vorträge aus dem Bereich der Diabetes-Grundlagenforschung zu besuchen. Auch wenn die Grundlagenforschung zunächst sehr weit weg davon scheint chronisch kranken Menschen in echten Lebenssituationen zu unterstützen, ist es für eine erfolgreiche Weiterentwicklung unseres telemedizinischen Lebensstil-Interventions-Programmes unumgänglich, nicht nur technisch, sondern auch wissenschaftlich am Puls der Zeit zu bleiben. Besonders interessant war für der Vortrag von Stephanie Kullmann vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Dr. Kullmann stellte dort bisher unveröffentlichte Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe vor, die sich mit der Wirkung von Insulin im menschlichen Gehirn beschäftigt und nahelegen, dass eine Insulinresistenz auch eine negative Wirkung auf Essverhalten oder kognitive Prozesse wie z.B. das Gedächtnis hat.

Eine weitere gute Gelegenheit um interessante Leute und junge Unternehmen im Gesundheitsbereich kennenzulernen, war die im Rahmen des Kongresses durchgeführte Startup-Challenge. Hierbei hatten acht junge Firmen jeweils drei Minuten Zeit, um ihre Idee in einer Präsentation vor Experten und Publikum zu pitchen und die Zuschauer konnten über ein webbasiertes Tool im Anschluss anonym Fragen stellen und am Ende durch ihre Stimmabgabe einen Sieger küren. Obwohl die Mehrzahl der Ideen wirklich beeindruckend war, blieben vor allen Dingen die Startups Snaq und Ruby Limes im Hinterkopf. Snaq (www.snaq.io) bietet die Erkennung von Lebensmitteln und das Schätzen der Kalorien und Portionsgröße einer Mahlzeit anhand eines Bildes an. Natürlich sind sie damit weder die ersten, noch die einzigen auf dem Markt, allerdings funktionierte die Essenserkennung in der Demoversion auf der Messe schon erstaunlich gut. Ruby Limes kommt dagegen aus einem völlig anderen Bereich und bietet Unterbekleidung für Insulinpumpenträger, mit entsprechender Tasche für verschiedene Pumpentypen an.

Zu guter Letzt waren wir natürlich auch vor Ort, um die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation unseres Lebensstil-Interventions-Programmes vorzustellen, die in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Diabetes und Gesundheitszentrum vorgenommen wurde. Konkret handelte es sich hierbei um eine einjährige Betreuung von Versicherten der Betriebskrankenkasse der Deutschen Bank mit Typ-2 Diabetes, diese wurden für 12 Monate telemedizinisch begleitet. Bei der Auswertung der vierteljährlich erhobenen Gesundheitsparameter konnten wir dann nicht nur einen signifikanten Gewichtsverlust der betreuten Teilnehmer entdecken, sondern fanden auch bei 25% der telemedizinisch Betreuten eine Remission des Diabetes vor, also einen Rückgang des Langzeitblutzuckers unter den Schwellenwert von 6,5%. Solche Ergebnisse, „lediglich“ durch eine Veränderung zu einem gesunden Lebensstil hin, sind oft nicht einmal durch Medikamente zu erreichen; nicht umsonst hob Prof. Dr. Karin Lange, Leiterin der Abteilung Medizinische Psychologie an der Hochschule Hannover, das TeLiPro als etabliertes Coaching-Programm mit Nutzennachweis hervor. Entsprechend ließ sich CEO (und Co-Autor) Bernd Altpeter auch nicht nehmen, unser Poster der interessierten Fachöffentlichkeit persönlich vorzustellen.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass wir in Berlin drei durchaus lange und intensive Tage verleben konnten, in denen wieder einmal deutlich wurde, wie komplex, herausfordernd und dynamisch das Feld Diabetes weiterhin bleiben wird. Nichts desto trotz bot sich dem Team natürlich auch die eine oder andere Gelegenheit die Architektur und Gastronomie der Hauptstadt ein wenig näher zu betrachten und sich auch einige schöne Flecken für das nächste Jahr vorzumerken, wenn es dann wieder heißt: DDG Jahreskongress 2019 in Berlin.

 

Stephan Herrmann